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Tigerschnegel und Schneckenkönige

Marco Stadler

Schnecken überall am diesjährigen Familientag!

Der Startpunkt des diesjährigen Familientags lag beim Malergeschäft Döbeli. Bei sommerlich schwülen Bedingungen trafen sich gegen 40 Interessierte, die gerne mehr über die erstaunliche Welt der Schnecken erfahren wollten. Monika Schoch begrüsste Jung und Alt und David Preiswerk erklärte den Ablauf und teilte die Anwesenden in vier Gruppen auf. Und schon wurden wir von unseren Postenchefs zu den jeweiligen Posten geführt.

Bei Michelle Preiswerk erfuhren wir viel über die Entstehungsgeschichte der Schnecken. Sie erklärte uns anhand von Versteinerungen (Ammoniten), dass die Urschnecken einst auch im Meer lebten und einige Arten sich im Laufe der Zeit an das Landleben gewöhnten. Schnecken gehören zu den Weichtieren, haben also kein Skelett und sind mit Muscheln und Tintenfischen verwandt.

Schöne Übersicht über die Entwicklung der Weichtiere
Ferienerinnerungen - Welche sind Muscheln, welche Schnecken?

Nicht alle Schnecken haben das Wasser verlassen. In der Schweiz gibt es über 40 Arten von Wasserschnecken. Michelle brachte uns als Beispiel die Spitzhornschnecke mit. Sehr gut konnten wir sehen, wie die Schnecken auftauchten, an der Unterseite der Wasseroberfläche entlang krochen, Algen frassen und dabei atmeten. Wasserschnecken haben im Unterschied zu Landschnecken meist dreieckige Fühler und ihre Augen befinden sich nicht an den Fühlerspitzen, sondern am Ansatz der Fühler.

Gelege von Spitzhornschnecken an der Unterseite von Seerosenblättern

Beim Posten von Barbara Sager und Simone Stadler wurden wir von Charly begrüsst. Die Schneckenpuppe erklärte uns in kindgerechter Sprache alles über die Weinbergschnecke, die übrigens als einzige Schneckenart in vielen Kantonen der Schweiz geschützt ist. Sie wurde im letzten Jahrhundert auch gegessen und dadurch fast ausgerottet. Charly erklärte uns, dass Häuschenschnecken schon mit ihrem Häuschen geboren werden. Sie sind mit dem Häuschen fest verbunden und können es darum nicht verlassen.

Charly erklärt die Schneckenwelt

Das Schneckenhaus dient als Überwinterungsplatz, der mit einem Kalkdeckel verschlossen wird. Auch bei trockenen Perioden im Sommer ziehen sich die Schnecken in ihr Haus zurück und verschliessen es, damit sie vor Austrocknung geschützt sind. Alle Häuschen sind gewunden, fast immer im Uhrzeigersinn. Auf 10‘000 bis 20‘000 Exemplare kann es vorkommen, dass ein Häuschen im Gegenuhrzeigersinn gewunden ist. Eine Schnecke mit so einem besonderen Häuschen wird dann als Schneckenkönig bezeichnet.

Jedes Häuschen der Weinbergschnecken hat einmal klein angefangen!

Folge der Systematik und du findest heraus, zu welcher Art von Schnecke das Häuschen gehört

Cristina Boschi ist ausgewiesene Schneckenexpertin und hat unter anderem ein Buch über die Schneckenarten auf Juraweiden veröffentlicht. Kein Wunder, war sie die perfekte Person, um uns den Körperbau von Schnecken genauer zu erklären. Die meisten Organe befinden sich bei Häuschenschnecken im hinteren Teil des Körpers, der sich im Häuschen befindet. Vorne am Körper findet man das Atemloch und die Geschlechtsöffnung. Die meisten Schnecken sind Zwitter, sind also gleichzeitig männlich und weiblich. Trotzdem befruchten sie sich selten selber. Das Liebesspiel bei Weinbergschnecken kann mehrere Stunden dauern und dabei werden gegenseitig Samenpakete ausgetauscht. Im Körper entwickeln sich die befruchteten Eizellen zu Eiern, die dann in die Erde abgelegt werden. Kleinere Schnecken leben nur einige Monate, grosse Schnecken wie die Weinbergschnecke können in der Natur 12-15 Jahre alt werden. Feinde von Schnecken sind einerseits Vögel wie die Singdrossel, daneben auch Frösche, Maulwürfe, Eidechsen oder Glühwürmchen. Der grösste Feind ist aber wie üblich der Mensch, der mit Giftstoffen im Garten nicht nur den Schnecken schadet!

Cristina Boschi erzählt aus der Welt der Schnecken

Von Cristina erfuhren wir auch, dass Schneckenaugen nicht besonders gut sehen können. Schnecken haben dafür an allen Fühlern Geruchsorgane. Sie haben auch Geschmacksorgane und einen Sinn, der Erschütterungen des Untergrunds wahrnimmt. Dafür haben sie keine Ohren und können auch keine Töne von sich geben, weil ihnen Stimmbänder fehlen.

Zum Schluss zeigte Cristina uns verschiedenste Schneckenhäuschen, teilweise so klein, dass wir sie mit der Lupe betrachten mussten. Und bei den Riemenschnecken waren die jungen Häuschen sogar behaart!

Beim Posten von Susanne Döbeli und Monika Schoch lernten wir eine ganz besondere Schneckenart kennen. Sie ist gemustert wie ein Tiger oder Leopard und wird bei uns darum Tigerschnegel genannt. Susanne Döbeli hat die Schnegel vor einiger Zeit in ihrem Garten entdeckt und wir durften selber unter Holzbrettern und Töpfen nachschauen, ob sich Exemplare darunter versteckt hielten. Und tatsächlich, wir mussten nicht lange suchen, bis wir wahre Prachtstücke von über 10 Zentimeter Länge fanden.

Ein erster Tigerschnegel, gefunden unter einem Tontöpfchen

Ein Prachtexemplar erkundet die Umgebung

Tigerschnegel sind im Garten äusserst nützlich! Sie ernähren sich von Küchenabfällen und verwandeln den Kompost in Humus. Daneben vertilgen sie auch Schneckeneier von Schnecken, die sich im Garten gerne über unser zartes Gemüse hermachen. Mit Komposthaufen, Altholz- oder Steinhaufen können die Tigerschnegel gefördert werden. Als Höhepunkt konnten wir ein Gelege mit Eiern betrachten, die Susanne pünktlich zum Familientag zum ersten Mal in ihrem Garten gefunden hatte!

Frisch gelegte Eier der Tigerschnegel

Zum Abschluss trafen sich alle Gruppen wieder beim Schützenhaus Unterkulm. Das Organisationskomitee hatte schon ein riesiges Buffet mit zahlreichen Leckereien vorbereitet, viele davon in – Schneckenform natürlich! Für die Kinder hatten Nicole Hell und Esther Kyburz tolle Spiele vorbereitet und bei einem Quiz konnten die Kinder zeigen, was sie gelernt hatten. Noch lange wurde an den Tischen die Erlebnisse ausgetauscht und viele waren erstaunt, wie vielfältig die Welt der Schnecken doch ist.

Tolles Buffet beim Schützenhaus

1, 2 oder 3, welche Antwort ist richtig!

Zum Schluss ein grosses Dankeschön an alle, die ihre Grundstücke für den Anlass zur Verfügung gestellt haben. Ganz herzlichen Dank auch dem Organisationsteam und allen Helferinnen und Helfern, die einen riesengrossen Aufwand betrieben haben! Der Anlass war top organisiert und die Zeit an den Posten verging wie im Fluge!


Und wer noch nicht genug erfahren hat über Schnecken, dem sind diese beiden Videos empfohlen: Das erste ist ein SRF-Beitrag über eine kürzlich neu entdeckte Schnegelart in der Innerschweiz.

Und das zweite ein YouTube-Video über eine Weinbergschnecke, die in Nahaufnahme mit ihrer Raspelzunge eine Erdbeere verschlingt! Viel Spass!


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