Unter kundiger Führung entlang der Stillen Reuss
- Marco Stadler
- 9. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Bei schönstem Frühlingswetter konnte die diesjährige Exkursion des NVVU durchgeführt werden. Auf dem Programm stand ein Besuch in Rottenschwil, wo seit 1962 ein riesiges Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung entstanden ist. Eindrücklich ist schon nur die Zahl von über 10‘000 Orchideen, die im Gebiet gezählt wurden.
Die Stiftung Reusstal kümmert sich um die Biotope und genau dort trafen wir uns und wurden von der Geschäftsführerin der Stiftung, Elisabeth Graf Pannatier, herzlich willkommen geheissen. Nach einer kurzen Einführung überquerten wir die Hauptstrasse und waren schon im Naturschutzgebiet. Frau Graf führte uns entlang eines Seitenarms der Reuss. Dieser ist heute vom Fluss abgetrennt, wird nur noch vom Grundwasser gespeist und darum „Stille Reuss“ genannt.

Anhand von alten Fotos zeigte sie uns, wie sich das Gebiet entwickelte und welches heute die Probleme sind. Ein Problem ist die Verlandung. Darum wurden vor ein paar Jahren die Sedimente des nördlichen Teils mit einem Saugbagger abgetragen. Ein starker Eingriff in die Natur, aber nötig, damit der Seitenarm als Gewässer erhalten blieb.
Dass die Stille Reuss bei Tieren beliebt ist, sahen wir gleich mehrmals. Zuerst machte uns Frau Graf auf einen Baumstamm aufmerksam, der halb im Wasser lag. Und tatsächlich, ganz regungslos sonnten sich fünf europäische Sumpfschildkröten darauf! Die einzige einheimische Schildkrötenart der Schweiz kommt im Gebiet noch in grösserer Anzahl vor. Daneben sahen wir auch Drosselrohrsänger, Baumfalke und schlussendlich sogar zwei Kuckucke, alles Tiere, die in unserer ausgeräumten Landschaft keinen Platz mehr finden.

An einer andern Stelle wurden wir auf Stein- und Asthaufen aufmerksam gemacht, die Zauneidechsen und Ringelnattern beherbergen. Und tatsächlich, eine Zauneidechse wagte sich zwischen den Steinen hervor und liess sich gut beobachten. Gegen Schluss machten wir Halt bei einigen kleineren Weihern. Dort flogen viele Frühjahrslibellen eifrig umher, kein Wunder, das Gebiet gilt als Hotspot von nationaler Bedeutung für Libellen. Frau Graf zauberte immer wieder Modelle von Tieren aus ihrer Tasche und konnte so auch den Kindern anschaulich zeigen, wie ein Fadenmolch, ein Kammmolch oder die verschiedenen Arten von Kröten und Fröschen aussehen, die im Gebiet vorkommen. Daneben konnten wir auch die Sibirischen Schwertlilien bestaunen, die in voller Blüte standen und erste Knabenkräuter, die ebenfalls schon blühten.

Als wir zur Stiftung zurückkamen, brannte im Garten schon ein Feuer und jeder konnte sich sein Mittagessen nach seinem Gusto bräteln. An der warmen Sonne blieb Zeit, all die Eindrücke zu verdauen und sich untereinander auszutauschen. Weil das Gebiet so spannend ist, gab es nach dem Mittagessen noch einige, die auf eigene Faust auf Entdeckungsreise gingen. Einen herzlichen Dank möchten wir Frau Graf aussprechen, die uns die Stille Reuss unter verschiedenen Aspekten sehr anschaulich vorstellte und Monika Schoch für die Organisation der Exkursion. Es war höchst interessant und wunderschön!

コメント