Es war eine kleine Schar, die sich am Sonntagmorgen zum Botanikspaziergang traf. Was uns aber geboten wurde, war ungemein spannend und lehrreich, so dass jeder mit neuen Ideen und viel Wissen den Heimweg antreten konnte.
Aber der Reihe nach! Nach der Begrüssung im Neudorf waren wir noch keine 100m gewandert, als uns David schon mit den geologischen Besonderheiten der Region vertraut machte. Anschaulich konnte er uns erklären, wie sich der Molasse- und Nagelfluh-Untergrund im Verlauf der Alpenbildung verformte. Später waren es dann die verschiedenen Eiszeiten, die die Gegend weiter veränderten und schlussendlich die Bäche, die der Umgebung die heutige Form gaben.
Auch Michelle hatte Spannendes auf Lager. Sie zeigte uns junge Lindenblätter, die gut geeignet für einen Salat sind. Auch die Kostprobe von Knoblauch-Hederichblättern fand grossen Anklang und die Wildpflanze dürfte in Zukunft vermehrt in Salaten oder als Pesto zu verschiedenen Gerichten auftauchen.
Auf dem Weg zur Hochwacht galt es anhand bestimmter Zeigerpflanzen herauszufinden, in welcher Art Lebensraum wir uns gerade befanden. Die Salomonssiegel, Waldmeister, Goldnesseln, Buschwindröschen und Ährigen Rapunzel zeigten, dass wir uns in einem Waldmeister-Buchenwald befanden, einem der typischen Lebensräume des Mittellandes.
An einem Wiesenrand führten uns Michelle und David in die Welt der Gräser ein. Was es da nicht alles zu entdecken gab und wer bis anhin dachte, Gräser seien doch langweilig, kam bald aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schon nur der Hinweis, dass auch alle Getreidearten, Mais, Bambus und Zuckerrohr zu den Gräsern zählen, stimmte uns nachdenklich. Wie könnten unsere Nutztiere und wir ohne diese Pflanzen bloss überleben? Und jeder sollte dankbar sein, dass es die Grassorte „Gerste“ gibt, wenn er sein Feierabendbier oder ein Gläschen Whisky trinkt!
Zum Glück konnten wir auf der Wiese nicht alle 10‘000 Arten von Gräsern finden, die es auf der Welt gibt! Arten wie englisches Raigras, Knäuelgras, Fromentalgras, Trespen, Rispengras, Honiggras, Zittergras oder Ruchgras genügten, um uns ob der Formen- und Artenvielfalt staunen zu lassen. Und à propos Ruchgras: Wer den typischen Heugeschmack mag, sollte schauen, dass er während der Heuet bei einer Wiese mit viel Ruchgras vorbeikommt!
Mit all diesen Informationen verging die Zeit wie im Flug. Michelle und David waren mit Literatur, Mikroskop, Zeigetafel und Wildkräuterrezepten topausgerüstet und vorbereitet und hätten uns bestimmt noch viel mehr erzählen können. Aber langsam kroch die Kälte an diesem nebligen Morgen durch Mark und Bein und so waren wir nicht unglücklich, auf der Hochwacht am Feuer eine Wurst bräteln zu können und uns aufzuwärmen.
Herzlichen Dank an Michelle und David, was ihr uns auf diesem abwechslungsreichen Botanikspaziergang geboten habt, war erstklassig und superspannend!
Und zum Schluss: Wer Lust bekommen hat, Wildkräuter in der Küche zu verwenden, dem sind die Rezepte von Michelle wärmstens empfohlen!
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